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13. September 2008

Masseur beim SC Melle ist fast blind – Auf Fußballplatz gefragt


kpz Melle. Masseur Hermann Rieger genoss beim Hamburger SV Kultstatus und hatte einen eigenen Fanclub. Ganz so weit ist Stefan Zilian beim SC Melle noch nicht, aber die ersten Schritte sind gemacht. „Stefan hat seine Finger sprechen lassen und sich dadurch sehr schnell einen Namen gemacht“, lobt der Vorstandsvorsitzende Stefan Siepelmeyer. Dass Zilian fast blind ist, ist kein Hindernis.

Ganz im Gegenteil: Mit seinem Tastempfinden gleicht Zilian die Sehschwäche aus. „Ich kann das Gewebe und die Verspannungen besser fühlen.“ Auch Gerüche und Geräusche nimmt er intensiver wahr als viele Mitmenschen. Die Sportler identifiziert er zuerst an der Stimme. „Gesichter kann ich erst unter einem Meter Entfernung erkennen.“ Zilians Gesichtsfeld ist auf einem Auge so stark eingeschränkt, als schaue er durch einen dünnen Strohhalm. Das andere Auge sieht nur extrem verschwommen. Das sind fünf Prozent Sehkraft in der Theorie. In der Praxis, zum Beispiel beim Fußball, „kann ich kaum etwas sehen, sondern orientiere mich daran, wohin der Ball gekickt wird.“ Wenn die Trikots genügend Kontraste aufweisen, weiß er leichter, für welche Mannschaft er jubeln muss.

Beim Meller Bezirksligateam ist Zilian beim jedem Spiel dabei. Sein Eindruck: „Ich bin von Anfang an sehr positiv aufgenommen worden. Ich glaube, die Fußballer sind froh, dass ich mich auch um sie kümmere.“ Denn selbst in der Bezirksliga ist ein Masseur aus Zilians Sicht „eigentlich immer noch Luxus“.

Aber nicht nur für die Fußballer ist der gelernte Masseur und medizinische Bademeister ein gern gesuchter Ansprechpartner. Normal lässt Zilian seine Finger im „MellAktiv“, dem vereinseigenen Sportzentrum, sprechen. Die Dienstleistung ist nicht nur Mitgliedern vorbehalten, sondern steht allen offen – „es gibt auch noch Lücken im Terminkalender.“ Zilian passt offensichtlich gut in das Gesamtkonzept des SC, der das „MellAktiv“ über das Gerätetraining und die Kurse hinaus zu einem Sport- und Gesundheitszentrum entwickelt hat.
Auch in der Reha-Abteilung weiß man Zilians Fachwissen zu schätzen. Aktuell weitet der SCM sein Angebot auf die sportmedizinische Leistungsdiagnostik aus; Zilian soll auch diese Abteilung vermehrt unterstützen.

Mit seiner Sehschwäche geht der gebürtige Bremerhavener, der seine Armbinde mit den drei Punkten als Zeichen seiner Sehschwäche nach dem Job stets anlegt für den Heimweg, völlig freimütig um. „Ich bin damit geboren und aufgewachsen.“


Die Fingerfertigkeit von Masseur Stefan Zilian schätzen die Fußballer des SC Melle, hier Hendrik Herbrich. Foto: Johannes Kapitza

Quelle: NOZ, 13.09.2008




Responses to " Zilian lässt „Finger sprechen“ "

  1. der junge der da massiert wir guckt aber nicht entspannt.

  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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